“Dis-Information War“ gegen Iran seit 1978 – Anfänge
(Auszug aus: Emil Hoffman, Medienfreiheit? Anspruch und
Wirklichkeit – Mit einem Vorwort von Sean MacBride, Verlag der Studien von
Zeitfragen, Schotten 1981
Betrachtet man also das Instrumentarium, das für die
Nachrichtenbeschaffung der westlichen Medien generell in den großen Agenturen
vorhanden ist und über die speziell der Auslandspropaganda dienenden Sender
wirkt, so läßt sich feststellen, daß im Osten wie im Westen zentrale Kommunikationszentren
bestehen. Deren Apparatur ist allerdings verschieden strukturiert. Es
entspricht dem östlichen Informationsmonopol, daß die Agenturen als
verlängerte Arme der amtlichen Politik tätig sind und damit als verbindliche
Wegweiser für die Nachrichtenverbreitung und Nachrichtenkommentierung dienen
und gelten. Im Zeichen der (relativen) westlichen Pressefreiheit üben AP, UPI,
Reuter, AFP, dpa und andere Agenturen ihre Informationsprioritäten auf der
Grundlage eines Machtmonopols aus, das sich aus ihren dominierenden Positionen
und aus der Marktbeherrschung ergibt, und wobei der Regierungseinfluß — soweit
nicht auch direkte staatliche Hebel eingesetzt werden können - indirekt zur
Wirkung gebracht wird.
Es ergibt sich in der Praxis nur der Unterschied, daß die
im Westen als Grundsatz geltende Informationsfreiheit einen größeren und vor
allem anders gearteten Spielraum ermöglicht als das am staatlichen Interesse
ausgerichtete Informationsmonopol. Weil die großen Informationsapparate weltweit
über ein großes Kooperationssystem in den Medien verfügen, ist somit — wenn
auch auf anderer Basis — gleichfalls ein Zentralismus vorhanden, der demjenigen
des staatlichen Informationsmonopols ähnelt. Im Westen mag eine solche Behauptung
auf den ersten Blick Zweifel hervorrufen, weil Begriffe wie
Informationsfreiheit und staatliches Informationsmonopol sich theoretisch
ausschließen. Entscheidend ist jedoch die Praxis, in der sich immer wieder
erweist, in welch hohem Maß eine Abstimmung mit der Regierungslinie zu Tage
tritt. Für die innenpolitischen und Parteien-Bereiche wird dadurch die
Substanz der Informationsfreiheit im Hinblick auf die pluralistischen
Grundlagen der westlichen Demokratien allerdings weniger ausgehöhlt als bei den außenpolitischen Aktivitäten. Dies
zeigte sich sehr deutlich während der Jahre des Kalten Krieges und insbesondere
im Ost-West-Konflikt. Die Nachrichtenpolitik der Medien wurde mehr und mehr zu
einer Waffe der Politik. Die Transformation von Informationen wandelte sich
von der Wertneutralität zur konfrontativen
Linienführung und ging im
Gleichschritt mit der von der US-Führungsmacht ausgegebenen Strategie. Von
einer der Presse- und Informationsfreiheit innewohnenden Meinungsvielfalt
konnte nur noch soweit die Rede sein, daß Wortwahl und Formulierungen nicht
einheitlich waren und auf die psychologischen Besonderheiten des
verschiedenartigen Leserpublikums Rücksicht genommen werden mußte. In den
großen Zeitungen — soweit sie nicht eine parteipolitische Außenseiterrolle einnahmen
— saßen zudem in wichtigen Schlüsselpositionen Journalisten, die in den USA
ausgebildet und nach dortigen Vorstellungen geprägt waren, Mitstreiter der
Amerikaner also, die sich in den Auseinandersetzungen zwischen Ost und West
bewährten, weil sie nur das große Vorbild vor Augen hatten und die Interessen
ihrer Länder allein in einer engen Koordination mit der USA-Politik und dem
american way of life gewährleistet sahen. Kann es da wunder nehmen, daß die
Medienkonfrontation bis heute anhält und die Nachrichten- und
Informations-Politik zum entscheidenden Munitionslieferanten der Politiker
wurde?
Ein klassisches Beispiel für die Informationspolitik der
westlichen Medien und insbesondere der Amerikaner bietet der
Iran. Schon Anfang der fünfziger Jahre, als
Ministerpräsident Mossadegh den ersten Versuch gemacht hatte, die
Öl-Multis der USA in Persien zu verstaatlichen und sein Land einer von den Amerikanern
und Engländern unabhängigen Entwicklung entgegenzuführen, wurde der Vorkämpfer
der persischen Unabhängigkeit durch die Medien der westlichen Länder verhöhnt
und verteufelt. Weil die Zeit zu einer solchen Entwicklung damals noch nicht
reif war, blieb das ein vergeblicher Versuch.
Über die Weiterentwicklung in Persien heißt es im
„Stern" (3. 7. 1980): »Persien war seit 1953 eine CIA-Domäne, nachdem
Amerikas Geheimdienst den Premier Mossadegh verjagt und dem Schah wieder auf
den Thron verholfen hatte. Von Anfang an stellte sich die CIA gegen die
Interessen des persischen Volkes. Als der Kaiser einen Geheimdienst brauchte, um
Oppositionelle zu bespitzeln, schufen die
Amerikaner ihm die berüchtigte SAVAK. Als die SAVAK Regimegegner zu
foltern begann, bildeten die Israelis die Folterer
im Auftrag der CIA aus. Tausende wurden grausam ermordet. CIA-Agenten, in manchen Jahren weit mehr als hundert,
gingen am Kaiserhof ein und aus...". In den 26 Jahren nach der
Re-Etablierung des Schahs wurde bekanntlich Persien — neben Israel — zum
Musterland der USA im Nahen Osten und der Eckpfeiler des US-Hegemonialsystems
im dortigen Raum und im Golf. Weltweit wurden von den Medien der Schah und
dessen vorgebliche „Weiße Revolution" hochstilisiert. Fast alle großen
Illustrierten wetteiferten um die Gunst, Serien-Hofberichte bringen zu dürfen.
Landverteilungsaktionen an Landarbeiter,
die der Schah aus dem Eigentum oppositioneller oder inhaftierter
Großgrundbesitzer vornahm, wurden über die US-Agenturen für die Weltpresse als
soziale Taten des Schah dargestellt. Persien sei im Begriff, sich zu emanzipieren
und aus der Rückständigkeit des Islam
freizuschwimmen — so hieß es allround the world. Kein Wunder. Denn die
in allen Bereichen Persiens tätigen US-Medienberater waren daran interessiert,
das Image des Washingtoner Satelliten glänzen zu lassen, gar nicht davon zu
reden, daß die Amerikaner während der 26-jährigen Schah-Herrschaft fast 100.000
Perser aus allen wichtigen Zweigen, insbesondere aus Wirtschaft, Militär und
Studenten, in den USA ausbilden oder studieren ließen. Unter ihnen waren genügend, die nach ihrer Rückkehr das hohe
Lied des US-Sponsors sangen und für den american way of life Heimrecht verlangten. Aber wie sehr auch
manche Sitten und Gebräuche — insbesondere in den Städten — US-Fassaden
aufwiesen, dahinter stand eine fürchterliche Wirklichkeit.
In dem Organ der Deutschen Journalistenorganisation „Die
Feder", Stuttgart, heißt es dazu (5/1980): „Wer weiß schon, daß das Regime
des Schah etwa 70% Analphabeten hinterließ, daß die medizinische Versorgung
für die Bevölkerungsmehrheit nicht einmal in Ansätzen vorhanden war, daß die
Kindersterblichkeitsquote auf dem Niveau der ärmsten Entwicklungsländer lag,
daß 72% aller Iraner in Hütten aus Lehm und Holz hausten, etc., etc.",
Darüber hatten die westlichen Medien nicht berichtet. Denn - so heißt es in der
„feder" weiter: „Eines darf man
nicht vergessen: Viele Journalisten waren von Kaisers Gnaden abhängig. Sie
selbst wie auch die Presseerzeugnisse, für die sie arbeiten, wurden jahrelang mit
hohen Geldsummen bestochen" (5/1980). So gesehen ist es verständlich, daß der „Traum vom Schah" zu
einem fürchterlichen Erwachen wurde. Und wieder - wie Mossadegh - war
der Führer der jetzigen Befreiungsbewegung der neue Medien-Teufel. Man
verhöhnte Khomeini als einen irrsinnigen Greis, eine krankhafte Figur aus dem
Mittelalter, die ihrer Eitelkeit fröne, als einen Rachsüchtigen und
politischen Amokläufer, der sein Volk in den Untergang führen werde. Unisono -
auch in den als seriös geltenden Medien - machte man die iranische Revolution
zum Leitbild alles Bösen, verglich sie mit dem nicht ideologisch bedingten
Terrorismus und was alles sonst noch als Schreckgespenst der Wohlstandsbürger
sichtbar gemacht werden konnte.
Damit nicht genug. Da es Khomeini und die persische
Revolutionsbewegung gewagt hatten, den Amerikanern eine Niederlage beizubringen, konnten nur die Sowjets als Hintermänner
figurieren. Unter einer 4 cm hohen Balken-Überschrift schrieb die
„Bild-Zeitung" Springers am 26.
11. 1979: „rb/sad/ap New York-Teheran „Khomeini ist einer der fünf
wichtigsten Agenten der Sowjets in Persien. Der sowjetische Geheimdienst KGB
warb ihn bereits in den fünfziger Jahren an. Er wurde von einem irakischen Agenten geführt, der seine Informationen über Warschau
an den KGB weitergab". Als Zeuge dafür wurde ein 1960 in den Westen
geflüchteter ehemaliger polnischer Geheimdienstoberst angegeben, der die CIA
informiert habe. Mit dieser primitiven Informationspolitik wurde zuerst einmal bei 5 Millionen Lesern der
„Bild-Zeitung" ein plausibel erscheinender
Grund für die persische Katastrophe der USA gegeben und gleichzeitig auch psychologisch im Sinne der durch
die iranische Revolution so geschädigten Amerikaner eingewirkt. Wenig
später schrieb allerdings die Wiener Zeitung „Die Presse", die, trotz
ihrer Seriosität zur Schah-Zeit ganzseitige Lobeshymnen auf den Schah
veröffentlicht hatte, und deren stellvertretender
Chefredakteurin man in Theheran zur Schah-Zeit entsprechende Reverenzen
erwies: „Die Beziehungen zwischen der iranischen Republik und der Sowjetunion werden immer gespannter. Zwar
ging Khomeini von Anfang an auf „Äquidistanz" zu den beiden
Supermächten ... dann aber folgte die Ausweisung eines Sowjetdiplomaten wegen
Spionage und forderte der Iran die Reduzierung der Zahl der Sowjetvertreter in
Teheran und die Errichtung eines iranischen Konsulats in der von Moslems bewohnten Sowjetrepublik Tadschikistan". Ein
sowjetischer Spitzenagent dürfte kaum derartige Maßnahmen ergriffen
haben.
Peinlich wurde es allerdings für die von den US-Agenturen
mit Nachrichten im Sinne der US-Politik
überschütteten Medien, als der ehemalige Justizminister der USA, Ramsey Clark, trotz Verbots des USA-Präsidenten,
Carter, nach Teheran reiste, um in
der von den Persern völlig unsinnig und völkerrechtswidrig durchgeführten
Geiselaktion zu vermitteln, und nach seinem erfolglosen Versuch bei der
Rückkehr erklärte: „Die USA-Iranpolitik, die voller
Provokationen, Drohungen und Erpressungen stecke, könne nur als ausgesprochene Gesetzlosigkeit und Willkür
gewertet werden (Boston Globe 23. 6.
1980 und DER SPIEGEL). „Wir predigten Demokratie und unterstützten Tyrannei, wir predigten Freiheit und unterstützten
SAVAK, wir predigten Menschenrechte und duldeten Folterungen".
Selbstverständlich wurden diese Äußerungen von den US-Agenturen
und den weltweiten Informations-Travellers der USA für ebenso wenig adäquat befunden, wie auch die Äußerungen des
Vorsitzenden des Medienausschusses der UNESCO, des Friedensnobel- und
Leninpreisträgers, Sean MacBride, in
denen es hieß: „Hinsichtlich Irans meine ich, daß man in Rechnung stellen sollte,
daß die Iraner durchaus zu rechtfertigende Beschwerden gegen die Vereinigten Staaten vorzubringen haben. Seit
27 Jahren haben die USA mit der Unterstützung Britanniens ein tyrannisches und
undemokratisches Regime errichtet und gestützt, das dem iranischen Volk die
elementarsten Grund- und Menschenrechte verweigert hat. Dies rechtfertigt
natürlich keine Geiselnahme — zwei Untaten machen noch keine gute Tat aus.
Jedenfalls kann das erklären, warum es eine solche Bitterkeit und diesen
Antagonismus gegenüber den Vereinigten Staaten im Iran gibt. Verstärkt wurde
dies noch durch den nicht unbegründeten Verdacht, daß es seit dem Sturz des
Schahs zwischen solchen USA-Führern wie Dr. Kissinger und Mr. Rockefeiler und
seiner Chase Manhattan Bank und möglicherweise anderen Behörden der USA ein
enges Zusammenspiel gegeben hat" (European Left Communications 3/1980,
Rotterdam).
Warum fast ein Vierteljahrhundert immer die falschen Bilder
vom Schah gezeichnet wurden, enthüllte im „Stern" (5/1979) der frühere
Mitarbeiter des CIA, James Leaf: „Wenn wir den Iran im CIA-Hauptquartier
diskutierten, haben unsere Bosse immer argumentiert, daß die USA den Schah
brauchen — und dabei übersehen, daß nicht seine Person, sondern das Land
wichtig ist. Die ganze Iran-Berichterstattung unseres Geheimdienstes diente
lediglich dazu, das Schah-Image zu pflegen. So ist es kein Wunder, daß wir bei
den Iran-Analysen total daneben lagen" (zitiert nach Jörg Becker,
„Medium-Dokumentation" 8, Frankfurt/Main 1979).
Als die früheren glanzvollen Medienlichter des Schah durch
Emigration und Krankheit langsam verblaßten und sich sein wahres Gesicht nicht
mehr verbergen ließ, lenkten die amerikanischen Strategen der
Menschenrechtskampagne die international beherrschten Informationsströme
bewußt von einer Erörterung der Ursachen für die iranische Revolution ab und
breiteten auch den Mantel des Schweigens über die Untaten des Schah selber.
Denn er war ja für die Amerikaner zum Ärgernis geworden, weil es ihm nicht
gelungen war, die ihm anvertraute US-Festung zu halten. Der Mohr hatte seine
Schuldigkeit getan und konnte nun gehen. Auch die einst so getreuen
US-Satelliten in Südvietnam und Taiwan hatten ja entsprechende Erfahrungen
machen müssen. Für die Medien waren das alles keine Themen gewesen, und so war
nun auch das Schah-Thema tabu. Man durfte die Amerikaner ja nicht verärgern und
nicht ihre Schwächen zeigen. Man mußte daher Washington mit umso stärkerem
Trommelfeuer auf die iranische Revolution publizistisch behilflich sein, das
verlorene Terrain und das lädierte Image zurückzugewinnen. Mit Gefühlstrompeten
wurden Emotionen geweckt. Da waren die „armen iranischen Frauen", die die
Jeans- und Strumpfhosen der Emanzipation wieder mit den islamischen Schleiern
vertauschen mußten und in die Knechtschaft zurückfielen. Reporter wurden
abgesandt, um Berichte über ihr trauriges Leben unter dem Khomeini-System
zusammenzustellen. Je trister die Bilder gezeichnet wurden, umso besser für die
Propaganda im Westen. Man mußte im Publikum Rührseligkeiten hervorrufen und
Gefühle einer Solidarisierung bewirken, damit die Amerikaner bei einer etwaigen
Befreiungsaktion auch als Erretter der Frauen vom Joch des zurückgekehrten
Mittelalters gepriesen werden konnten. Wer fragte dann danach, daß die Medien
während der Schah-Zeit kaum Gehör für die Wünsche und Rechte der Iranerinnen
gezeigt hatten — ausgenommen für die Kaiserin. Über sie hatte man Berichte
ihrer caritativen Gesten gebracht, wozu sie ausgewählte ausländische Reporter
und Hofberichterstatter einladen ließ, wenn gewährleistet war, daß die von
ihnen vertretenen Publicity-Organe die entsprechende Publikationswirksamkeit
hatten.
Ein weiteres willkommenes Objekt zur Projizierung von
Zerrbildern über die iranische Revolution durch die Medien fanden diese in den
Revolutionsgerichten. Monatelang meldete man auf den ersten Seiten oder sonst
an bevorzugter Stelle der meisten Zeitungen oder im Rundfunk die über die
großen Agenturen gelaufenen Berichte über jedes Todesurteil gegen frühere
Schah-Günstlinge und Mitglieder seiner berüchtigten Geheimpolizei. Während man
beispielsweise über die Konzentrationslager der Gestapo und die
Unmenschlichkeiten zur Zeit Hitlers jahrelang in aller Breite berichtet hatte,
schwieg man sich über die Menschenrechtsverletzungen der in Persien Verurteilten
und Exekutierten aus, weil ja die Amerikaner immer davon gewußt hatten. Dies
war auch der Grund, warum in den 25 Jahren der Schah-Herrschaft über die
Zehntausende ermordeten und gefolterten Regimegegner in den Medien nicht
berichtet und sogar über Listen von Amnesty International der Mantel des
Schweigens gebreitet worden war.
Nach dem Mißlingen des amerikanischen Kommandounternehmens
zur Befreiung der völkerrechtswidrig festgehaltenen Geiseln starteten die
Medien eine großangelegte Aktion zur Wiederherstellung des amerikanischen
Image. Selbstverständlich sprach man nicht davon, daß das US-Unternehmen ebenso
wie die Geiselnahme völkerrechtswidrig war. Man fand auch kaum den Tod der
leichtfertig geopferten Soldaten des Kommandos bemerkens- oder beklagenswert.
Im Mittelpunkt der über die großen US-Agenturen laufenden Berichterstattung
stand das Bemühen, die amerikanische Pleite zu verdecken und in der Welt kein
Mißtrauen in die US-Stärke aufkommen zu lassen. Weil die Amerikaner selber nur
spärlichste Informationen über die wirklichen Gründe des Fehlschlags gaben
oder geben wollten, mußte die Desinformation die Lücke füllen. Zuerst einmal
wurde das Unternehmen zur „humanitären Aktion", um in der Öffentlichkeit
nicht erst den Gedanken aufkommen zu lassen, daß es sich um einen im hohen
Maße den Frieden gefährdenden Überfall gehandelt hatte, aus dem ernste
weltpolitische Folgen hätten entstehen können. Man war darauf bedacht, Verständnis
dafür zu wecken, daß ein militärisches Kommandounternehmen auch einmal schief
gehen kann. Man warb um Mitleid für den „armen Carter", dessen Befreiungsversuch
leider mit einer militärischen Panne geendet habe. Sicherlich wäre nach einem
Vordringen der Amerikaner bis Teheran und einer erfolgreichen Befreiung der
Geiseln in den Medien ebensowenig über das dann entstandene Blutbad verlautbart
worden, wie über die 1978 auf Befehl des Schah erfolgten Schüsse des Militärs
auf wehrlose Demonstranten, bei denen die Zahl der Opfer mehr als fünfmal so
hoch war als die Vollstreckungsurteile islamischer Exekutionskommandos im
ersten Revolutionsjahr.
Betrachtet man heute die Eskalation der Gewalt im Iran, die
Ausuferung von Verhaftungen, Repressionen und Exekutionen, so fragt man sich
wohl zu Recht, ob diese innerpersische Entwicklung nicht auch eine Reaktion aus
Trotz und Haß auf das unentwegte Trommelfeuer negativer Medienaktivitäten im
Ausland ist.